Der Erfolgstrainer und wahre Coach of the Year Bernd Wimmer stellt sich nach der EM in San Marino den Fragen der FCN Baskets:
FCN Baskets:
Vorab einmal herzliche Gratulation an dich und dein Team für die Leistungen eurer mU16 Nationalmannschaft bei der EM der Division C in San Marino!
Ihr habt ja vor der Nominierung des endgültigen Kaders einige Teamcamps absolviert, bei denen sich die von euch ausgewählten Spieler beweisen mussten. Nach und nach musste dann der Kader reduziert werden. Wie schwer fällt es dir persönlich, wenn du Spielern eine Absage erteilen musst?
Das ist immer wieder eine schwierige Entscheidung, da es neben dem „basketballerischen“ Talent auch andere wichtige Faktoren gibt, die bei so einer Entscheidung mitspielen. Man muss aber auch dazu sagen, dass wir hier von National Teamspielern reden, die bis zur letzten endgültigen Entscheidung schon einige andere hinter sich gelassen haben. In weiterer Folge ist es wichtig zu sehen, vor allem wenn man von größerem träumt, dass dieser Cut auch nicht der letzte in der Karriere sein wird. Manchmal steht man auf der Seite die gecuttet wird, ein anderes Mal steht man auf der anderen Seite, zum Beispiel wenn man sich als Spieler gegen einen Club entscheidet. Das Leben ist voller Entscheidungen, wichtig ist nur, dass man daraus die richtigen Schlüsse zieht und hart an sich weiter arbeitet, aber ja es ist jedes Mal wieder schwer.
FCN Baskets:
Im Vorfeld hattet ihr kaum Informationen über eure Gegner. Konntest du deine Jungs nach dem ersten Spiel eurer Gegner in nur einem Training gezielt und individuell auf die Gegenspieler einstellen oder habt ihr einfach euer Spiel durchgezogen?
Generell gilt bei Europameisterschaften, wer gut vernetzt ist, hat im ersten Spiel einen Vorteil, aber ab dem zweiten Tag stehen einem alle Videos zur Verfügung. Natürlich ist es schwer eine Mannschaft von einem Tag auf den anderen auf den nächsten Gegner einzustellen. Allerdings ist gerade dass das Reizvolle an Europameisterschaften. Ich versuche nur allgemeine Dinge weiterzugeben, um den generellen Plan nicht großartig verändern zu müssen. Vielleicht noch ein paar Details zu einzelnen Spielern, aber gerade im Nachwuchs merkt man wie schnell einzelne dann schon überfordert sind, vor allem wenn am 3. oder 4. Tag die Müdigkeit dazu kommt.
FCN Baskets:
Nach 4 überzeugenden Siegen in der Gruppenphase gegen San Marino, Moldawien, Albanien und Aserbaidschan setzte es im Semifinale gegen Andorra die erste Niederlage. Nachdem man in der Gruppenphase um Schnitt keine 40 Punkte bekommen hat, musste man gegen Andorra 86 davon einstecken. Da waren starke 81 Punkte dann leider zu wenig. Wie hast du persönlich dieses Spiel gesehen. Hattet ihr nicht den besten Tag, oder waren die Jungs aus dem Fürstentum generell einfach stärker?
Andorra hat in der ersten Halbzeit einfach alles getroffen, einerseits, weil wir es zugelassen haben, andererseits, weil auch gut verteidigte Würfe gefallen sind. Dann war auch noch die Unsicherheit auf Grund der Verletzung von Stefan (Blazevic) spürbar. In der zweiten Hälfte haben wir uns dann vorgenommen härter und aggressiver zu verteidigen (wurde uns dort auch erlaubt!) haben uns dann zurückgekämpft und das Spiel innerhalb weniger Minuten gedreht. Zum Schluss hat Andorra einfach smarter und abgebrühter gespielt (hatten auch einige Spiele mehr auf diesem Level gespielt) und wilde Würfe (3er mit Brettkante, Buzzer Beater 3er aus 8m mit guter Verteidigung) getroffen.
FCN Baskets:
Wie hast du das Spiel um Platz 3 dann erlebt. War die Enttäuschung der Niederlage im Halbfinale ein Thema?
Im Spiel um den 3 Platz war es uns wichtig zu zeigen, dass wir eigentlich nicht in die C-Gruppe gehören. Wir mussten unseren BackUp Pointguard vorgeben und zeigten in der ersten Hälfte auf Grund der Niederlage vom Vortag Nerven. In der zweiten Hälfte dominierten wir unseren Gegner und behielten die Oberhand. Von vielen wurde uns bestätigt, dass das eigentliche Finale Österreich Andorra hätte heißen müssen.
FCN Baskets:
Abseits vom Basketballerischen – erzählt uns was übere Zeit in San Marino, über das Teamgefüge offcourt usw.! Wie man bei einer Gesangseinlage mit „I am from Austria“ gesehen und gehört hat, hattet ihr ja auch abseits des Feldes Spaß miteinander (auch wenn man das in den Gesichtern der Jungs in besagtem Moment nicht ablesen konnte) 😉
Mir ist es wichtig dass die Jungs auch Abseits des Feldes auf eine spannende und lustige Zeit zurückblicken können. Gesangseinlage und Spaß gehören da einfach dazu, immerhin ist man über einen langen Zeitraum auf sehr engem Raum zusammen, da sollte der Lagerkoller möglichst wenig aufkommen. Ich glaube, das haben wir ( Luki, Jozef und ich) ganz gut hingekriegt. Was mich allerdings ein wenig geschreckt hat - und dass meine ich jetzt nicht scherzhaft - dass einige den Text der Bundeshymne und auch der „inoffiziellen“ Hymne (Ann. "I'am from Austria von Reinhard Fendrich) nicht kannten - ich gehe einen Schritt weiter, manche, befürchte ich, noch nicht einmal gehört haben. Das macht mich schon ein wenig traurig auch wenn es nicht unbedingt mit dem Sport zu tun hat.
FCN Baskets:
Wo liegt der Unterschied zwischen deiner Tätigkeit als Bundesliga-Coach und der eines Nachwuchsnationalteam-Coaches? Ist es herausfordernder Profis oder (pubertierende) Jugendliche zu trainieren/coachen?
Nach der Europameisterschaft denkt man sich: Boah bin ich froh, wenn ich wieder mit den Bundesligaspieler trainieren und reden kann, nach der Bundesligasaison denkt man sich: Boah wie freu ich mich endlich wieder mit Jugendlichen arbeiten zu können….. Spaß beiseite, es sind beide Tätigkeiten sehr herausfordernd. In der Bundesliga ist es meist der taktische Bereich in dem wir versuchen uns weiterzuentwickeln, beim Nationalteam sehe ich es als meine Aufgabe den Jungs bei der Weiterentwicklung zu helfen und manchmal auch in einem Nebensatz zu erwähnen, was wir als Bundesliga-Coaches von Ihnen in Zukunft erwarten. In beiden Bereichen geht es aber schlussendlich darum, Verständnis für den Sport im Allgemeinen aber auch in speziellen Situation zu schulen. Basketball ist der schönste Sport der Welt und er kann auch richtig einfach sein, wenn man die Grundregeln beherrscht und Situationen richtig liest und behandelt.
Lieber Bernd, vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Nachdem die Vorbereitung für die nächste Bundesligasaison schon bald beginnt, wünschen wir dir eine kurze, aber erholsame Urlaubszeit und viel Glück dir und deinen Swans in der kommenden Saison. Es würde uns freuen, dich öfters in der FCN Arena begrüßen zu können.
Danke für die sehr interessanten Fragen. Ich wünsche der FCN Familie alles Gute, eine schöne, erholsame Sommerzeit und viel Spaß und Erfolg in der neuen Saison. P.S. Ein herzlicher Dank an die Spieler des mU16 Nationalteams die mit Feuereifer dabei waren und sich sehr ordentlich und würdevoll benommen haben und auch einen Riesenschritt nach vorne gemacht haben.